Ästhetik & Poesie
KINDER VERSTEHEN
 
Poetisches Zeichentrickmärchen: Maya und Thilo Graf Rothkirch über die Produktion von „Lauras Stern".
 
Wir sind Kinderfilmemacher, stufen sich Maya und Thilo Graf Rothkirch selbst ein. Diesem Anspruch werden die Berliner mit ihrem poetischen Zeichentrickfilm „Lauras Stern" gerecht, der frei nach den Büchern von Klaus Baumgart an die Erfahrungswelt der jüngsten Zuschauer anknüpft und im Erzähltempo ihrem Rezeptionsvermögen entspricht. Und auch die Erwachsenen fühlen sich bei dem liebevoll animierten und von der Musik von Hans Zimmer untermalten Geschichte gut unterhalten. Bei der konsequenten Durchsetzung dieser Konzeption wurde Rothkirch/Cartoon-Film von Willi Geike von Warner Bros. unterstützt.
 
„Ohne die Unterstützung der Warner könnten wir uns künstlerisch nicht so ausleben", betont Thilo Graf Rothkirch. „Willi Geike war in allen Stadien der Produktion dabei und hat ebenfalls genau darauf geachtet, dass die Hauptzielgruppe der vier- bis neunjährigen nie aus den Augen verloren wurde. Richard Fox vom Warner home office in Burbank unterstützt diese Strategie, um die Distribution über Deutschland hinaus auszudehnen".
 
Die Unterstützung von Warner Bros. ermöglicht es den Rothkirchs, in Europa zu produzieren. In Budapest und bei Kecskemétfilm Ltd. wurden 15 Minuten des Films animiert und Layouts entwickelt. Motion Works aus Halle lieferte 20 Minuten Animation und 50 Minuten Hintergründe zu. Das Animationsstudio Ludewig übernahm Digitale 2D Ink/PaintPre-Compositing, in der Animationsfabrik GmbH wurden Compositing, 3D-Animation und Schnitt ausgeführt, Cometstone war für die 2-D-Beratung und Layouts verantwortlich. In Berlin wurden bei Rothkirch/Cartoon-Film 30 Minuten animiert, Hintergründe gestaltet und die Preproduction ausgeführt. „Wir haben bewusst alles in Deutschland und Ungarn gemacht", betont Maya Gräfin Rothkirch. „Das Budget ist mit Unterstützung vieler Förderer und Warner gerade noch zu finanzieren. Bei allen Verhandlungen mit Warner ging es in erster Linie um die Qualität des Films."
 
Seit knapp einem Jahrzehnt setzen die Rothkirchs auf die Verfilmung von Kinderbuchbestsellern, weil die Titel und die Figuren schon am Markt eingeführt sind und damit die Chancen für den Film im Kino größer werden. Das Konzept ging erstmals bei „Tobias Totz und sein Löwe" auf. Schon damals übernahm Piet de Riecker die Regie. Die Kooperation wurde für „Der kleine Eisbär", der vor drei Jahren ins Kino kam, fortgesetzt. „Wir haben auch aus dem‚‚Eisbär gelernt und noch konsequenter und ehrlicher für die Zielgruppe produziert. Die Geschichte ist stringenter."
 
Zugleich kennen sie die Sehgewohnheiten der Kinoanfänger genau. „Wir wollen die Kinder bei ihren ersten Kinoerlebnissen nicht mit schnellen Schnitten, Action oder verschachtelten Geschichten überfordern. Das ist ein Fehler der Erwachsenen, die glauben, dass sie das brauchen. Daraus folgt für uns, dass wir Geschichten suchen, die nicht auf den typischen Gut-Böse-Konflikt aufbauen, sondern märchenhaft in die Alltagserfahrungen und Nöte der Kinder anknüpfen, erläutert Maya Gräfin Rothkirch.
 
Fünf Drehbuchfassungen mit unterschiedlichen Ansätzen für die Story wurden entwickelt. Die Filmemacher entschieden sich für die Handlung, die mit großer Ehrlichkeit die Gefühle von Heranwachsenden einfängt und zugleich eine märchenhafte Ebene hat, die für dieses Alter notwendig ist.
 
KATHARINA DOCKHORN
FILMECHO/FILMWOCHE, 24. September 2004